Badeurlaub in Sibirien
Ein Witz? Nein, ganz bestimmt nicht!
Bei Temperaturen über 30° - was liegt da näher als ins Wasser
zu springen!?
In Sibirien gibt es 50000 Flüsse und eine Million Seen – und
den größten Süßwassersee der Welt, den Baikalsee.
Viele Dörfer liegen an einem See oder einem Fluss, warum nicht
die Sommertage auszunutzen und ins Wasser zu springen!? Das gilt für
uns Touristen und für in einem noch stärkeren Maße für die
Einheimischen, die jeden warmen Sonnenstrahl ausnutzen, denn der
nächste lange Winter mit klirrender Kälte kommt bestimmt.
Russen sind Familienmenschen und so treffen sie sich mit
Familienangehörigen oder Freunden am Wasser. Sie grillen Schaschlik,
kochen über dem Holzfeuer Essen, schwimmen, unterhalten sich,
spielen mit ihren Kindern. Picknick und Kochen mit gesammeltem Holz
ist eine sibirische Leidenschaft neben dem Angeln. Abgesehen von der
nervigen Musik aus manchem Auto hört man nie ein lautes oder böses
Wort. Die Autos sind modern und haben in der Regel eine gute
Bodenfreiheit, so dass sie über Buckelpisten und durch weichen Sand
fahren können bis an die schönsten Badestellen. Viele haben kleine
Zelte und eine große Plane dabei, die vor Regen und Sonne schützen
soll. Am Baikalsee gibt es feine Sandstrände. Dort, wo das Wasser
flach ist (tiefste Stelle 1637m), ist das Wasser grad so „warm“,
dass man baden kann. Die kleinen Seen sind eher lehmig, schlammig und
mit Schilf umwachsen. Das hält keinen davon ab, darin zu schwimmen,
oder so wie wir, sich mit dem Wasser zu duschen. Leider ist der Wind
oft kühl und man muss abgehärtet sein oder die Windflaute am Abend
abwarten. Einen Nachteil hat das Paradies-- die vielen Insekten,
insbesondere die Mücken. Dunkel ist es erst gegen Mitternacht.
Die Häuser in den Dörfern sind aus Baumstämmen gebaut und
eingeschossig. Durch die Patina sehen sie grau oder braun aus. Um die
Fenster sind feine, farbige Holzschnitzereien und kleine Giebel
angebracht. Die Gebäude sind alle von einem hohen Zaun umschlossen.
Vor dem Zaum liegen große Haufen von Brennholz für den Winter, die
darauf warten, gesägt und ordentlich am Haus aufgestapelt zu werden.
Hinter den Häusern liegen die Gärten mit ihren unvermeidlichen
Kartoffeläckern. Sie dienen dem Nebenerwerb und dem Eigennutz und
schmecken richtig gut. Kühe und Pferde laufen frei durch die Straßen
der Dörfer oder auf den Weiden herum. Alles sieht so heimelig, so
harmonisch aus. Ich versuche mir vorzustellen, wie das Leben hier im
Winter verläuft – und kann es nicht.
Die Landschaft ist grün, grün und nochmal grün. Hier wachsen
dichte Gürtel von Birken, Kiefern und Lärchen. Mit ihrem frischen
Grün bilden sie eine Harmonie mit dem Blau und Weiß des Himmels.
Die Stämme der Birken sind hell weiß und leuchten im „Dschungel“
hervor. Am Boden wachsen Farne, wilder Rhododendron, Blutweiderich
und Sprösslinge der Bäume. Ein wunderbares Bild. Die Straßen sind
i.d.R. in einem guten Zustand und ziehen sich hügelig und kurvig
durch das grüne Dickicht.
Einen Kontrast bieten die Steppen, die wir auf der Insel Olchon im
Baikalsee vorgefunden haben. Von der Ferne sieht alles triste und
farblos aus, doch das Wunderbare liegt in den kleinen Pflanzen, die
man erst von der Nähe erkennt. Hier wachsen Gräser, Flechten und
Blumen mit ganz kleinen, wunderschönen Blüten – und Edelweiß und
Thymian in Massen! Auf der Insel leben Burjaten, die sehr
mongolisch/asiatisch aussehen und sich zum Schamanismus oder/und
Buddhismus bekennen. Sie binden traditionell Stoffstreifen an
besondere Orte in der Natur und stellen Steinsäulen in Gruppen in
die Senkrechte. Wir haben so einen „heiligen Ort“ beim
Sonnenuntergang und in absoluter (!!!!!) Stille erlebt. Da kann man
glauben, dass dies ein „Kraftort“ ist. Die Luft – wie soll ich
sie beschreiben – sie war ganz weich, sanft, mal würzig durch die
Kräuter, mal frisch durch den See und mal süß durch den Duft der
Blumen. Dazu die rote Sonne, die über dem See hinter verkrüppelten
Kiefern untergeht. Für mich ein Ort, den ich nicht vergessen werde.
Der Sommer in Sibirien ist w u n d e r s c h ö n !
Wir genießen jeden Tag in Sibirien und am Baikalsee und.....
…..gehen jetzt schwimmen.......... im (kalten) Baikalsee!
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