Donnerstag, 15. Mai 2014

Reiseeindrücke im Alltag in Zentralasien (Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan, Kasachstan...)


Für all diese Länder EIN Bild zu zeichnen, ist nicht möglich. Jedes Land hat seine Eigenarten, aber manches unterscheidet sich nicht. Deswegen wage ich hier einen Versuch:
Wenn jemand glaubt, wir reisen durch Länder, in denen Kamelkarawanen durch die Steppe oder Wüste ziehen und das Leben wie aus Tausend-und einer-Nacht aussieht, den müssen wir enttäuschen. Die Zeit der Seidenstraße ist seit ca. 500 Jahren vorbei. Die Karawansereien stehen noch -in einem mehr oder weniger gutem Zustand. Kamele sieht am ehesten in freier Natur in Turkmenistan. Eselskarren fahren noch durch die mit Lehmziegeln erbauten Dörfer, hier und da steht eine Jurte auf einer Weide umzingelt von Ziegen, Schafen, Eseln, Kühen und Pferden, die meistens von Schäfern begleitet werden. Noch bestehen die Berghänge fast nur aus trockenem, kurzem Gewächs. Da, wo Wasser ist, ist es saftig grün.Es gibt Bäume und Blumen, die wachsen auch in Deutschland (Birken, Stiefmütterchen, Primeln, ..). Für uns sogenannte „Romantische Ecken“ findet man in abgelegenen Dörfern oder Tälern, oftmals vor der Kulisse schneebedeckter Bergriesen.
Die Menschen Zentralasiens haben ein Handy, fahren liebend gerne Auto, wobei Mercedes, VW, BMW, Audi und Opel sehr oft auf den Straßen zu finden sind! Was denkt ihr, wo unsere alten Autos hingehen!? Ebenso trifft man alte Lieferwagen mit verblassendem deutschem Aufdruck.
UND trotzdem ist hier vieles anders als in unserer deutschen Heimat:
Der Sprit kostet Pfennige, die Straßen sind sehr oft von tiefen Schlaglöchern übersät, Hinweisschilder an Straßenkreuzungen fehlen gänzlich, die Schrift ist kyrillisch (mit Abweichungen), Verkehrsregeln legen viele für sich aus, ständige Polizeikontrollen (Papiere, Geschwindigkeit). Jeder kann jederzeit jemanden durch Handzeichen bitten, ihn mitzunehmen (gegen Entgelt). So funktioniert das Transportsystem in Städten und auf Kurzstrecken neben den vielen offiziellen Taxis. Die Asiaten „fliegen“ mit hohen Geschwindigkeiten über die Schlaglöcher (fliegende Teppiche :). Wir Touristen haben Angst um unser Auto und umkurven „jedes“ Loch. Das bringt uns in einer Fahrstunde nicht sehr weit. Zentralasien liegt hoch, d.h. dass wir Pässe von über 3600m Höhe überqueren (mal eben die Zugspitze von oben ansehen :).
Die Frauen Zentralasiens tragen oft Tracht, die in der Regel bunt ist, mit Kopftuch und bodenlang. Die Männer sind eher europäisch gekleidet, allerdings mit einer traditionellen Kopfbedeckung. In den Städten gibt es westlich gekleidete Menschen. Die Kinder laufen meistens zu Fuß und in Schuluniform in die Schule. Die Mädchen tragen gerne die typische weiße, russische Haarschleife, die Jungs einen Anzug! Die Wege führen an und über stark befahrene Straßen.
Was die Menschen auszeichnet, ist ihre Gastfreundschaft. So sind wir spontan zur Übernachtungen in ihre Häuser eingeladen worden, oder zum Essen. Wer würde das bei uns machen?
Beim Umtausch unserer Devisen bekommt man dicke Bündel Geld und ist schnell Millionär. Es ist für uns total ungewohnt, so dicke Geldbündel in der Hand bzw. im Rucksack zu haben. Nett ist es, wenn man nach dem Bezahlen das Restgeld in Naturalien zurück bekommt, in Form von Bonbons. Die Geschäfte sind anders als bei uns. Zunächst gibt es nur kleine Läden. Jede Form von Angebot hat seine eigene Geschäftsstraße. Da gibt es Laden an Laden mit Autobezügen, Laden an Laden mit Möbeln, mit Brautkleidern, mit.... Die VerkäuferInnen sitzen im Laden und langweilen sich ziemlich, weil es an Kundschaft fehlt. Es gibt viele Minimärkte, die alles Notwendige für den Alltag verkaufen und so gut wie immer geöffnet sind. Das Brot ist rund, ca. 40cm im Durchmesser, am Rand dick und in der Mitte flach. Das Weizenbrot wird nicht geschnitten sondern gerissen. Uns schmeckt es mit Frischkäse und reifen Tomaten am besten. Dazu wird bei jeder Gelegenheit (Schwarz-) Tee getrunken. Wie oft sind wir spontan zu einer Tasse Tee eingeladen worden. Gegessen wird auf dem Boden auf weichen Matten sitzend um ein Wachstuch mit den Speisen. Es findet sich immer der ganze Familienclan zum Essen ein. Zum Ende des Essens wird Allah gedankt.

Es ist immer verwunderlich, wie gut die Verständigung mit gutem Willen von beiden Seiten, viel Zeit und Wörterbuch gelingt!


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